Kochstudio

Unser lustiger Abend im Kochstudio

Auf einer unserer ersten Touren über das Schiff, noch am Anreisetag, haben wir auch das Kochstudio gefunden, das sich auf Deck 7 befindet. Der Anreisetag wird traditionell dazu genutzt, das Kochstudio vorzustellen. Die beiden verantwortlichen Köche, Patrick und Jens, haben hier eine Art kleinen “Tag der offenen Tür” vorbereitet, sodass sie uns begrüßten und in die große Küche einluden. Die beiden boten uns kleine Häppchen an und erklärten uns, dass man hier einen unvergesslichen Abend buchen könnte, an dem man in einer Art Kochschule in einer Gruppe ein mehrgängiges Abendessen kreiert. Was gegessen wird, planen die beiden Köche (Patrick und Jens) immer ungefähr eine Woche im Voraus.

Sie erzählten, dass in der Regel Fleisch-Abende, zum Beispiel mit dem Thema Perfect Meat, recht gut besucht sind, sonst aber durchaus auch kleinere Gruppen kochen würden.

Wir waren uns zu Beginn der Reise noch nicht sicher, ob (und wenn, wann) wir das machen wollen würden. Unser Highlight-Thema Pasta-Variation fiel nämlich ungünstigerweise auf den Abend, an dem wir eigentlich das Organic Spa gebucht hatten…

In der zweiten Woche haben wir uns dann aber dazu entschieden den 24.12. im Kochstudio zu verbringen. Das Thema dieses Abends passte auch ideal für uns: Italienisch.

Als es dann Heiligabend wurde und unser Kochstudio-Abend immer näher rückte, kamen wir als letzte in das schon sehr gut besuchte Kochstudio. Offenbar hatte ein Paar, das ein paar Abende vorher schon hier war, etwas Werbung gemacht, sodass die Gruppe diesmal etwas größer war, als üblich. Wir wurden mit einem kleinen alkoholischen Mischgetränk (auf Sekt-Basis?) begrüßt und es herrschte direkt ausgelassene Stimmung, auch wenn wir noch niemanden der anderen Gäste kannten. Zu dem Sekt gab es auch direkt einen kleinen Happen zu Essen – frisches Brot mit verschiedensten leckeren frisch angerührten Dips und Salami. Die beiden Köche, die wir ein paar Tage zuvor schon gesehen hatten, waren auch diesmal wieder da und erklärten das Prozedere: Wir alle werden gleich das Essen zubereiten, also Schnibbeln, Kochen, Anrichten und was sonst noch dazu gehört. Lediglich das Aufräumen konnten wir uns sparen, dafür war noch eine dritter Mitarbeiter da, der uns die ganze Zeit hinterher räumen sollte. Zuletzt gab es noch eine vierte Mitarbeiterin, die sich um die Getränke kümmerte, die im Rundum-Sorglos-Paket, das der Abend im Kochstudio ist, alle inklusive waren. Nachdem das Team vorgestellt war, wurde uns das Menü vorgestellt:

  1. Kräutergnocchi mit Garnelen und Rote-Bete-Chips, dazu ein mediterraner Brotsalat
  2. Frittierte Rotkohlbällchen auf einem Selleriepüree mit Champignonsauce mit rosa gebratenem Hirschfilet
  3. kurzer Zwischengang zur Neutralisierung: Brombeersorbet mit karamellisiertem Bacon
  4. Rosa gebratenes Kalbsfilet mit Risonis und Parmesanscheibe
  5. Tiramisu mit Zabaione und selbstgemachtem Thymian-Zitroneneis mit Cantaloupe-Melonen-Chutney

Wir bekamen dann alle eine AIDA-Schürze (leider nur für den Abend, für 30 € hätte man sie im AIDA-Shop kaufen können) und durften uns aussuchen, ob wir das Dessert zubereiten wollten (die Gruppe bei Koch Patrick), oder ob wir die restlichen Gänge zubereiten wollten (die Gruppe bei Koch Jens).

Wir haben uns für die Dessert-Gruppe um Patrick entschieden. Patrick ist ein ziemlich derber Kerl, der offenbar schon viel in der Küche stand und sein Handwerk definitiv beherrschte. Gleichzeitig hat er allerdings auch viel von dem rauen Humor aus der Küche aufgesogen. Er verteilte die Aufgaben, und jeder fing an herum zu rödeln. Das ganze war richtig nett und hat richtig Spaß gemacht. Zunächst haben wir das Eis vorbereitet, da das natürlich noch gefrieren musste, dann haben wir uns weiter Aufgeteilt; die Einen haben sich um das Tiramisu gekümmert, Melone geschnitten und und und. Einen Sondergang hatte sich Patrick noch ausgedacht: es sollte ein Brombeersorbet geben, das (zur Verwunderung der meisten) mit karamellisiertem Bacon serviert werden sollte.

Die zuweilen etwas beleidigend wirkende, aber eigentlich nur lustig gemeinte, Art von Patrick hat im Laufe der Zeit einigen Dessert-Gruppen-Teilnehmer die Lust an der Zubereitung genommen. Diese haben sich deshalb zum Teil mit einem Getränk zum Quatschen abgesetzt oder auch bei der andere Gruppe mitgeholfen. Die anderen, die mit der Art klar kamen, haben unbeirrt weiter gemacht, sich aber zum Teil schon leicht Kopfschüttelnd angeschaut. Irgendwann war auf jeden Fall dann der erste Gang fertig und wir konnten uns an den gedeckten Tisch setzen.

Wir sind wirklich erstaunt, was für eine krass hohe Qualität die Lebensmittel haben, die die AIDA einkauft. Wir hatten ausnahmslos nur top Zutaten. Tolle Garnelen, zu den richtig lecker gemachten Gnocchi. Nach dem ersten Gang durften wir natürlich weiter werkeln. Was Patrick nämlich vorhatte, waren Karamell-Schälchen, in die wir das Eis später hineinlegen konnten. Na ja, und das ist eine krasse Arbeit. Gleichzeitig hat Laura noch die Teller vorbereitet und zwei quadrate aus geschmolzener Schokolade aufgepinselt. Auch, wenn die Quadrate ziemlich akkurat waren, hatte Patrick hier noch Kritik: Laura hat die Teller zu häufig angefasst, sodass die Gefahr besteht, dass sie zu viele Fingerabdrücke bekommen. Wir fanden, in manchen Situationen ist Patrick etwas über’s Ziel hinaus geschossen und die unbeschwerte Freude am Abend ging etwas verloren…

Zurück zu den Karamell-Schälchen, die zumindest am Schluss wohl die meiste Zeit in Anspruch genommen haben: über einer kalten stählernen eingeölten Kelle hat Patrick mit einem Löffel das flüssige Karamell gegossen, um die tollen Förmchen zu erzeugen. Das Problem hierbei: Die Kelle muss nach jedem Körbchen gesäubert und kalt gemacht werden und das Karamell verbrennt recht schnell, sodass man es nur eine begrenzte Zeit nutzen kann, bevor man neues ansetzen muss. Wir haben bestimmt vier Durchgänge gebraucht, bis endlich alle 23 Körbe fertig waren.

Und wieder zum Essen: die Rotkohlbällchen waren EIN TRAUM. Man kann es gar nicht anders sagen. Außen knusprig, innen knödelig-rotkohlig. Mega. Auch der Brotsalat war toll, aber an die Bällchen heranzukommen, war schwierig. Ach ja, und dann gabs da noch das tolle Fleisch. Das einzige Manko hier war, dass natürlich die Kochstudio-Teilnehmer nicht so ideal im Timing sind, wie es Profi-Köche wären und so nicht unbedingt alles heiß serviert wird.

Auch der Nachtisch war richtig lecker. Die wenigsten werden wahrscheinlich schon Thymian-Eis probiert haben und vielleicht sogar zunächst davor zurückschrecken. Aber das war richtig klasse. Gerade in Kombination mit dem Melonen-Chutney war das ein Träumchen. Hat da wer Träumchen gesagt? Das Tiramisu war auch richtig gut. Da war ordentlich viel Espresso drin, genau richtig viel Rum und der Löffelbiskuit war genau richtig weich. Ja, Lobeshymnen sind langweilig, aber das esse war einfach richtig gut (ein Träumchen, hatte ich das Wort schon?)

Nochmal in Gesamtzusammenfassung zum visuellen Schlemmen:

So gegen 23:00 Uhr sind wir fertig gewesen mit dem Essen. Und das erste mal Kochen, ohne nachher auch nur das Geringste aufräumen, wegwerfen, putzen oder sonstiges zu müssen, war auch ziemlich cool. Lediglich Patrick hat sich wahrscheinlich an diesem Abend ein bisschen zu sehr herein gesteigert. Wir sind der festen Überzeugung, dass er eigentlich nen ziemlich cooler Typ ist, der einfach an diesem Abend ein kleines bisschen drüber war. Schade auch, dass er uns kaum Tipps gegeben hat oder weitere Erklärungen gegeben hat. Alles, was etwas komplizierter wurde, hat er auch einfach selbst gemacht.

Trotzdem hat uns der Abend richtig viel Spaß gemacht. Wir haben viel gelacht und sind mit mehr als vollem Bauch wieder auf die Kabine gekommen. Einschränkungsfreie Weiterempfehlung unsererseits!